Montag, 30. März 2015

2) Was tut man als Versagerin?

Im Gymnasium war ich ja prinzipiell der Meinung, dass ich nie studieren werde. Ich kenne mich sehr gut, und Dinge wie Ordnung, Disziplin und selbstständiges Lernen gehören nicht zu meinen Stärken. Ich liebe das Chaos und das Chaos liebt mich. Ich dachte, dass das nicht mit einem Studium zu vereinbaren wäre.

Außerdem wollte ich etwas Kreatives machen, deshalb ging ich nach der Matura 2006 ein Jahr nach Tirol in die Glasfachschule. Die Gründe, wieso ich das zweijährige Kolleg dann nach dem ersten Jahr abgebrochen habe, sind vielschichtig und hier unwichtig.

Glasschale, graviert und sandgestrahlt, Winter 2006

Wichtig zu wissen ist nur, dass väterlich gesehen ab meinem 18. Geburtstag ein neuer Topf mit dem schrecklichen Namen "Alimente" zu brodeln begann. Mitten während meiner Zeit in Tirol verschwanden die nämlich von meinem Konto. Es wurde viel diskutiert, beredet und gestritten.
Fakt ist, dass es nicht viel Spaß gemacht hat mit 18, einer 40h Schulwoche und null Kohle in einer 21m2 Wohnung in Tirol zu sitzen und keinen Einfluss auf die familiären Geschehnisse in Wien zu haben.

Von meinem Vater kam der hilfsbereite Vorschlag, dass ich doch zu seiner lieben Bekannten in Innsbruck (45min Zugfahrt von meinem Ort aus) arbeiten gehen soll. Die hatte nämlich ein Haus und ein 2-jähriges Kind daheim, und brauchte dringend Hilfe im Haushalt und beim Babysitten… 
Danke dafür.
Ich weiß nicht, ob ich extra erwähnen muss, dass man, wenn man gerade von daheim ausgezogen ist, mit seinem Leben und dem ersten eigenen Haushalt (auch wenn lächerlich klein) total überfordert ist. Dann muss man wie bereits erwähnt 40h in die Schule gehen, Hausübungen machen, für Tests und Prüfungen lernen, einkaufen gehen und überleben. Natürlich ist es dann ein Klacks nebenbei auch noch einem 2 Jährigen die Windeln zu wechseln und ein fremdes Haus zu putzen, vor allem wenn man dafür durch halb Tirol pendeln muss. 
Der Vorschlag wurde dankend abgelehnt.

Relativ schnell stand also mein Entschluss fest, die Schule abzubrechen und nach Wien zurück zu gehen. Die Reaktionen dazu waren weitgehend besorgt und negativ - wie man sich vorstellen kann:
  • Abbrecher mag man nicht.
  • Wenn man das im Lebenslauf stehen hat, bekommt man nie einen Job und muss sich sein Leben lang rechtfertigen.
  • Wenn man einmal etwas abbricht, bricht man auch alles Weitere im Leben ab und erreicht nichts.
  • Versagerin.
Blumige Aussichten!

Deswegen habe ich natürlich versucht den entstandenen Schaden möglichst zu begrenzen und habe mich nach langen Diskussionen breitschlagen lassen, doch studieren zu gehen.
Weil wozu hat man denn sonst die Matura gemacht, wenn man dann nicht auf die Uni geht?

Meine Wahl fiel also auf "Lehramt für Bildnerische Erziehung und Werken".
Ja, ich hatte die romantische Vorstellung, einmal junge Leute für Kunst begeistern zu können und Wissen zu vermitteln. Außerdem verdient man da wenigstens Geld als Künstlerin. Sehr weitsichtig und optimistisch also ging ich zu beiden betreffenden Unis und bewarb mich.
Und ich wurde abgelehnt. (Versagerin.)
Die einen fragten mich, wieso ich denn nicht lieber Manga-Zeichnerin werden wolle. 


"Manga meets Tattoo" Sommer 2009

Die anderen beschwichtigten mich mit der Aussicht, beim zweiten oder dritten Versuch ja doch noch genommen zu werden. Mit (mittlerweile) 19 ist man ja noch sooo jung und hat ja noch nix verloren...

Heulend, desillusioniert und mit dem geistigen "Versagerin"-Stempel auf der Stirn saß ich dann im Herbst 2007 zu Hause und durchforstete das Studienangebot von A-Z.


Bei K blieb ich dann hängen…


Shrew you!

Erzblume

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