Oktober 2007:
Keltologie!
Da lerne ich Sprachen, von denen ich nicht
einmal wusste, dass es sie gibt! Das klingt witzig, da geh ich hin! … Zumindest so lange, bis ich wieder zu den
Aufnahmeprüfungen gehen kann um BE- und Werklehrerin zu werden.
Nach der Inskribierung und einer kleinen Infostunde
bei der Studienrichtungsvertretung, die mich mit wichtigen Infos versorgt hat,
ging ich also in die erste Vorlesung, vermutlich "Einführung in die
Keltologie".
Ich weiß es noch ganz genau, ich habe mich
neben einen langhaarigen und bärtigen Typen gesetzt, der eine Karomütze mit
rotem Bommel aufhatte. Sehr sympathisch, dachte ich, so sieht ein echter
Keltologe aus! (Von ihm werdet ihr später auch noch öfter lesen.) Vor mir saß eine Dame mit knallroten Locken, welche
ich andächtig bewundert habe. Der ganze Hörsaal war voll mit Leuten, die ich
auf Anhieb nett gefunden habe. Ein Haufen voller Individualisten, Metal-Fans
und superlieben Freaks.
Im sogenannten Erstsemestrigen-Tutorium
stellte sich dann heraus, dass wir nur zu siebt waren. Der nette junge Mann mit
der karierten Bommelmütze war auch dabei. Unser Semester bildete also eine
kleine Clique, in der man die Vorlesungen besuchte, bei Gruppenarbeiten
zusammenarbeitete und die ersten Referate machte.
Die Themen, die besprochen wurden, die Dinge
die ich gelernt habe, und die Leute, die ich kennenlernen durfte haben mir so
gut gefallen, dass ich relativ schnell beschlossen habe, nicht noch einmal zu
den "schnöseligen Künstlern" zu gehen um einen Studienplatz zu
erbetteln.
Hier war ich richtig, hier haben mich alle
akzeptiert und gemocht, hier waren meine Seelenverwandten. Hier musste ich
niemandem beweisen, dass ich des Studiums würdig war, oder langweilige Vorgaben
befolgen, um als gut befunden zu werden, wie zum Beispiel:
"Zeichnen Sie doch bitte
Bleistiftzeichnungen von Türschnallen, Wassergläsern oder Gabeln."
Die impressionistische, gotische Kathedrale in
Tempera auf 50x70cm war anscheinend nicht interessant genug.
Zu Beginn des Studiums waren die
meistgestellten Fragen seitens der Dozenten:
- Warum hast du dich für Keltologie entschieden?
- Was weißt du denn über die Kelten, oder was glaubst du zu wissen? Kurz: "Wer waren die Kelten?"
Ich selber konnte beide Fragen eigentlich nie
zufriedenstellend beantworten. Ich hab begonnen zu studieren, weil sie mich wo
anders nicht wollten. Und ich hab eigentlich keine Ahnung wer oder was die
Kelten waren.
Denn: Der Geschichte-Unterricht, den ich im
Gymnasium erleben durfte, kann getrost als "inexistent" beschrieben
werden. Wir haben darüber diskutiert, ob man den Duschvorhang am Besten in
die Badewanne hängt oder doch draußen lässt.Wir haben mit Papierfliegern geschossen. Ich habe gelernt, dass die richtige Antwort
auf die Frage "Wer?" - "Colbert!" ist. Aber ich weiß bis heute nicht, wer Colbert
eigentlich war, oder was er getan hat. Und sein Name ist 100%ig die falsche
Antwort darauf, wer die Kelten waren!
Der Querschnitt an Motivation und Wissen über
die Kelten zu Beginn des Studiums von mir (und vermutlich einigen anderen) lässt
sich also folgendermaßen zusammenfassen:
- Asterix und Obelix
- Braveheart
- King Arthur / König Artus
- Die Nebel von Avalon
- Wer Latein in der Schule hatte (also nicht ich), wusste vielleicht etwas aus Caesar's "Commentarii de bello Gallico" (was übrigens nicht Kommentare über den "schönen Gallier" heißt, sondern über "den gallischen Krieg". Kleiner Unterschied. Hamma wieder was gelernt.)
- Wer mit der Schule im Salzbergwerk in Hallstatt war, hat vermutlich auch ein bisschen etwas über Kelten erzählt bekommen.
Zusätzlich zu den Standard Informationen, die
man also geistig in der Schule, oder mittels populären Büchern/Filmen gesammelt
hatte, kam noch die esoterische Grundausstattung dazu, die einem im Alltag so
begegnet. Dank einer Lehrveranstaltung namens "Keltische Irrtümer"
wurden jedoch alle pseudowissenschaftlichen und/oder esoterischen
Wissensbrocken zerschlagen und man konnte sich mit einer
"tabula rasa" ins Geschehen stürzen und Wissen aufnehmen wie ein
trockener Schwamm.
Und dann hört man im Verlauf des ersten
Semesters plötzlich vermehrt den Satz:
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