Dienstag, 9. Juni 2015

6) Die Sache mit den Alimenten

Beim Verfassen meines Vatertags-Specials bin ich zu dem Schluss gekommen, dass der Beitrag viel zu lange werden würde, und ich die Vorgeschichte separat erzählen sollte, bevor ich ins Detail gehe und das letzte Schreiben meines Vaters und dessen Anwalt auseinander nehme.


Wie bereits erwähnt, ist das finanzielle Thema bei mir schon seit meinem Jahr in Tirol (06/07) aktuell (nachzulesen in "Was tut man als Versagerin?").
Die "Kurz"zusammenfassung der weiteren Geschehnisse sieht so aus:

- Vater erklärt, seine Selbstständigkeit verläuft nicht gut und erbittet einige Monate weniger zahlen zu dürfen, bis er finanziell wieder auf die Beine kommt. Mutter willigt aus Mitleid ein. Zwei Wochen später fährt Vater mit neuer Freundin für 4 Wochen auf Urlaub nach Kroatien und bittet die Tante, ihm währenddessen die Blumen zu gießen. Der Geduldsfaden der Mutter reißt.

- Alimente sollen vom Vater gerichtlich gepfändet werden.

- 2007: Vater bittet um Neuberechnung und Verringerung der Alimente. Seine Finanzen werden geprüft und das Gericht teilt mit: "Sie haben in den letzten 3 Jahren so gut verdient, dass sie eigentlich pro Kind 600€ statt ihren fixen 400€ Alimente bezahlen hätten müssen. Theoretisch hätten Sie jetzt einen Haufen Schulden, den man von ihnen verlangen könnte."

- Vater will, dass Tochter zusätzlich arbeiten geht und möchte ihr diverse Jobs andrehen, bei denen er natürlich die Übersicht über ihre Arbeitsfortschritte und finanzielle Lage behält.

- Sie macht aber andere Dinge: Nachhilfe, "Baby"sitten von 8-12jährigen Kindern, diverse Aushilfsjobs auf Honorarnoten, Kassatätigkeiten bei Abendveranstaltungen, Aushilfe in einem kleinen Papiergeschäft, Aushilfe im administrativen Bereich eines Krankenhauses, etc. Diese Jobs wechseln sich meistens in einem 3-Monats-Zyklus ab und bringen monatlich vielleicht glorreiche 300€ ein.

- Jedes Mal, wenn Vater davon Wind bekommt, trudelt ein Brief von seinem Anwalt ein, mit folgendem, sinngemäß wiedergegebenem Inhalt:
"Aha, die Tochter arbeitet! Da verdient sie bestimmt viel Geld! Wieso muss denn da der Vater immer noch Alimente zahlen? Die Tochter soll bitte ihre Lohnzettel einreichen, damit dem Vater die Alimente um den Betrag ihres Verdienstes gekürzt werden können!"
(Soweit kam es zum Glück nie, da es Verdienstgrenzen gibt, die rechtlich fixiert sind, und ich habe diese nicht einmal annähernd erreicht.)

- 2008: Vater beschließt in Privatkonkurs zu gehen, da er zu viele Schulden hat (ich möchte hier anmerken, dass die Alimente für mich und meinen Bruder darin eine verschwindend geringe Menge betrugen. Aber wenn Mann mit der Einstellung durchs Leben geht: "Solange die Bank Geld hat, habe ich auch Geld!", ist solch eine Maßnahme irgendwann wohl unausweichlich.)

- Das Konkursverfahren dauert ewig (über 1 Jahr). In dieser Zeit bekommt Tochter kein Geld, weil Alimente und Schuldenrückzahlung in der Konkursmasse erst berechnet, genehmigt, etc. werden müssen. (Ich habe davon keine Ahnung, aber Fakt ist: ich bekam NULL €, egal aus welchen Gründen. Vaters Meinung dazu: "Dein Anwalt und deine Mutter bereichern sich!") Zusätzlich nützt Vater jede Chance das Verfahren zu verzögern. Z.B. bittet er seine besten Freunde darum, bei Gericht anzugeben, er hätte auch geringfügige Schulden bei ihnen, damit alles neu berechnet werden muss.

- 2009: Während Tochter ohne Geld dasteht (abgesehen von kleinen Verdiensten in unterbezahlten Studenten-Gelegenheitsjobs), arbeitet Mutter in 3 verschiedenen Jobs Überstunden. Wenn Tochter mit 1000€ im Minus ist (max. Überziehungsrahmen des Kontos), überweist Mutter ihre schwerverdienten 1000€ ans Kind, damit das Konto wieder auf 0€ steht.

- 2010: Als das Konkursverfahren endlich durch ist (nicht zu vergessen die psychologische Kriegsführung von väterlicher Seite: Tochter soll von allen Forderungen zurücktreten, Suizid-Drohungen und so weiter. Tochter bricht den ohnehin geringen Kontakt endgültig ab.) werden ihr 300€ Alimente zugesprochen und vom Sachwalter brav pünktlich am Monatsbeginn überwiesen. Positive Überraschung: man bekommt auch doppelte Alimente, wenn der Vater doppeltes Gehalt bekommt! Also Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Das war all die Jahre zuvor nie der Fall.

-2011: Tochter erlernt Nageldesign und arbeitet geringfügig 1-2 Tage in einem Nagelstudio, um sich ihr Leben leisten zu können. Mit 300€ Alimenten hüpft man nicht weit. Mit zusätzlichen Verdiensten im Nagelstudio und weiterhin Nachhilfe- und Babysitterjobs kommt das studentische Monatsbudget also insgesamt auf höchstens 700€. Da alles gerichtlich geregelt ist, wird es still um die Vater-Alimente-Sache.

- Ende 2013: Tochter beschließt, es mit dem Kontakt zum Vater wieder zu versuchen. Man will ja nicht nachtragend sein. Kaum hat man sich 2x zum Essen getroffen, hat Vater eine glorreiche Idee: Bruder arbeitet brav als Grafiker und ist selbsterhaltungsfähig. Vater hat gerade eine Gehaltserhöhung bekommen. Wenn man jetzt bei Gericht angibt, dass die Alimente für den Bruder wegfallen sollen, könnte man der Tochter die Alimente erhöhen! Work in progress...

- April 2014: Tochter erklärt Vater, dass diese Idee zwar ganz nett ist, aber sie nicht unbedingt MEHR Geld benötigt. Viel wichtiger ist die Gewissheit über Höhe und Pünktlichkeit der Überweisungen. Vater will das aber durchziehen, mit der Voraussetzung, dass die Tochter nachweist, dass sie ihrem Studium zielstrebig nachgeht. Zeugnisse werden eingereicht, die Erhöhung der Alimente auf 470€ bewilligt. Große Freude. Gleichzeitig wird aber der Antrag auf Selbsterhaltungsfähigkeit des Bruders aufgrund von "falscher" Einreichung des Vaters vom Gericht abgewiesen. Vater sauer. Tochter zieht sich zurück und lässt das mit dem Kontakt wieder bleiben.

- November 2014: Vater wird arbeitslos. Alimente können also nicht mehr vom Gehalt der Firma abgezogen und überwiesen werden, sondern werden vom Arbeitslosengeld exekutiert. Dafür muss man einen neuen Antrag stellen. Dieser Antrag wird vom Vater als persönlicher Angriff aufgefasst. Gleichzeitig wird versucht zu klären, wieso die bewilligte Alimentenerhöhung auf 470€ nie stattgefunden hat und Tochter weiterhin nur 300€ bekommen hat.

- Dezember 2014: Tochter beginnt ihre Diplomarbeit zu schreiben. Damit muss sie bis Ende Februar 2015 fertig sein, damit sich Benotung und Diplomprüfung inklusive zugehöriger Bürokratie und Wartezeiten noch bis 30. April 2015 (Studium der Keltologie Wien läuft ENDGÜLTIG aus) ausgeht. Vater weiß davon, weil Bruder und andere Familienmitglieder ihn durchaus am Laufenden halten, was die Tätigkeiten seiner Tochter angeht.

- Tochter fiebert dem Ende des Studiums entgegen. Sobald sie ihr Zeugnis bekommt, möchte sie auch von Alimenten und Vater nichts mehr hören und sehen. Sie möchte ab Mai eigentlich von allen Forderungen zurücktreten und ihre Ruhe haben, auch wenn sie dann de facto noch NICHT selbsterhaltungsfähig sein wird. Hauptsache es hat ein Ende. Und es sind nur noch wenige Monate...

- 28. Jänner 2015: Tochter ist mit Diplomarbeit schon zu ⅔ fertig. Vater hat einen neuen Anwalt und rebelliert gegen die erneute Exekution seines (Arbeitslosen-)Gehalts. Anwalt und Vater verfassen ein delikates Schriftstück, das per e-mail an Tochter und deren Anwalt geschickt wird.

Auszüge daraus werden im nächsten Beitrag ausführlich behandelt!



Shrew you!

Erzblume.

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