Dienstag, 4. August 2015

Booooooobs!!!

Neben Katzen machen angeblich auch Brüste einen Blog beliebter.
Also lasse ich es mir natürlich nicht nehmen, einen Blogeintrag über diese Wunder der Natur zu verfassen.


Warum?


Ich hatte diese Woche meine persönliche Erleuchtung was Brüste und deren Größen, und noch spezifischer deren Verpackung - also BHs - angeht.

Aber von vorne:
Die Frauen in meiner Familie, einschließlich mir selbst, sind mir einem recht üppigen Vorbau gesegnet. Die Männer lieben es, wir selber verfluchen es nicht selten. Angefangen bei banaleren Problemen beim Kleidungskauf und der ewigen Frage "Passen meine Brüste da rein?" folgen eine schlechte Körperhaltung und Rückenschmerzen wegen unregelmäßiger Gewichtsverteilung und so weiter. Nicht zu vergessen, die unzähligen Male in denen die Dinger einfach nur im Weg sind, oder man sogar Sachen damit umschmeißt.

Meine Brüste sind groß, ja. Aber ich schleppe sie jeden Tag mit mir herum und deswegen fällt es mir selber schon gar nicht mehr so auf.
Lustig wird es nur, wenn man Reaktionen anderer Leute mitbekommt. Prinzipiell bin ich nicht sehr zartbesaitet und kann mit dummen Kommentaren, Blicken und dergleichen auch umgehen, beziehungsweise bin ich nicht sehr schnell beleidigt wenn man mir sexuelle oder sexistische Dinge an den Kopf wirft, die meine Brüste betreffen. Im Gegenteil: Manchmal verarsche ich meine beiden Wegbegleiter auch selbst, bevor es jemand anderer tun kann, sozusagen um das Thema schon mal abzuhaken. In legerem Umfeld und im Freundeskreis auch gar kein Problem. Wenn es mir zu viel wird kann ich auch schon böse zurück feuern.

Aber wenn ein Professor auf der Uni die Frage stellt :

"Wer is des? Is des de mit de Tittn?!" 

- und damit mich meint, muss ich besorgt die Stirn runzeln. Manchmal tut es schon ein bisschen weh, wenn man nur auf seinen Vorbau reduziert wird, vor allem wenn man sich ganz viel Mühe gibt durchaus auch mit anderen Dingen zu punkten...

Worauf ich eigentlich hinaus möchte, sind BHs und meine Erleuchtung diesbezüglich, dank einer lieben Freundin, die mich in eine Unterwäsche-Boutique geschleppt hat, wo ich professionell beraten wurde.
Meiner Erfahrung nach läuft es mit BHs nämlich recht ähnlich wie mit normaler Mode:
Man sieht Models und hübsche Mädchen und Frauen im Fernsehen, in hübscher Unterwäsche und hat das Gefühl, dass es normal ist (oder sein sollte) SO auszusehen.

Bei Mode hab ich es geschafft, dass mich Models und Trends komplett kalt lassen. Ich ziehe an was mir gefällt und wann es mir gefällt - etwaige spontane Augenkrebs-Ausbrüche an meinen Mitmenschen sind nicht mein Problem. Bei Kleidergrößen habe ich mich längst damit abgefunden, nur noch Sachen zu kaufen in denen mindestens der Buchstabe L vorkommt, da in alle Größen darunter offensichtlich nur magersüchtige 14-Jährige passen können.

Bei BHs habe ich jetzt jedoch schmerzhaft realisieren müssen, dass ich in einer genormten Denkweise gefangen war:
Als Mädchen konnte ich es ja kaum erwarten dass die Brüste endlich wachsen. Man hantelt sich mühevoll von Körbchengröße A nach B, wenn es plötzlich C ist freut man sich einen Haxen aus. Bei mir wurde es irgendwann D. 
Und dann war Schluss.
Wenn man sich an die Jugend und vor allem Baywatch Nixe Pamela Anderson zurück erinnert, weiß man: D ist RIESIG!!!
(Und was Doppel D sein soll, hat meinen Horizont sowieso immer überstiegen.)

Geht man in "normale" Kleidungsgeschäfte mit Unterwäschenabteilung muss man schon sehr akribisch suchen, um D überhaupt zu finden. Und dann ist es meistens doch noch irgendwie knapp. 

Selchroller lässt grüßen. 


Aber hey, D ist anscheinend das Größte was man kriegen kann, also muss es ja gehen...

Irgendwann stand ich in einem großen Store in der Unterwäscheabteilung für "große Größen". Dort habe ich zum ersten Mal BHs in Größe E bis G gesehen und war schockiert. Das waren äußerst unansprechende Designs und Schnitte, böse Zungen würden "Oma-mäßig" dazu sagen. Oder die Modelle waren überhaupt für stark übergewichtige Damen konzipiert, weswegen ich mich mit meinen 62kg nicht unbedingt als Zielgruppe dieser Wäsche angesprochen gefühlt habe.

Vor einem halben Jahr dann habe ich mir endlich eingestanden, dass diese ganzen BHs in Größe 80-85 D dann für mich doch nicht mehr ausreichend sind und habe mir bei einem online Versandhaus BHs in Körbchengröße E bestellt. Laut "internationalem BH-Größen-Rechner" im Internet (ja, das gibt's!) ist das meine Größe.
Für mich war das schon ein großer Schritt in die Richtung mir selbst einzugestehen, dass leider auch mein Busen nicht mehr in irgendeine Norm fällt.
Mit meinem studentischen Budget nahm ich natürlich den Doppelpack BHs zum Vorteilspreis von 12,99€ und war äußerst stolz auf mich.
Generell habe ich mir nie viele Gedanken um solche Themen gemacht. Meine BHs hab ich superbillig irgendwo eingekauft, oder aussortierte meiner Mutter getragen, wenn ich der Meinung war, dass sie passten.

Dann kam der letzte Samstag und besagte Boutique.


Die äußerst engagierte Verkäuferin hörte sich geduldig mein kurzes Gestammel von wegen 80-85 D oder E an, zückte ihr Maßband und warf es mir um den Körper. Recht trocken stellte sie fest, dass ich einen Unterbrustumfang von 71 cm habe und deswegen 70er Größen tragen sollte, und nicht 80-85. Während mir noch erstaunt der Mund offen stand, wurde ich auch schon in eine Umkleidekabine geschoben und die Verkäuferin meinte:
"Na dann fangen wir bei dir mal mit einer F an."

WIE BITTE?
F?
Was ist mit D oder E?
Aber gut, die Dame wird ja wissen was sie tut...

Nachdem ich mit verschiedenen BHs überhäuft wurde und einige anprobiert hatte, kristallisierte sich mein neuer Favorit heraus. Die Verkäuferin betonte nochmals worauf es bei der perfekten Passform ankommt, ich beschloss das Modell zu kaufen und wagte einen Blick aufs Etikett...

70 G ???


"Ja, G wie Gustav.", bestätigte die ambitionierte Dame wie selbstverständlich.

Zu meiner bloßen Verwunderung saß in diesem BH alles perfekt da wo es sein sollte, er war unter der Brust ordentlich eng für eine gute Gewichtsverteilung und am Rücken saß er straff und wurde nicht nach oben gezogen.
Richtig widerwillig schlüpfte ich danach wieder in meinen alten BH und meine Kleidung und fühlte mich unwohl und unförmig.

Ich musste also 27 Jahre alt werden, um meinen ersten richtig passenden BH zu bekommen. Und der ist in einer Größe, die mich im ersten Moment richtig schockiert hat, weil ich mir nicht einmal im Traum gedacht hätte, so etwas Utopisches wie 70 G jemals anzuprobieren. Ich bin nämlich bei weitem keine Pamela Anderson oder Lolo Ferrari, oder wie sie alle heißen (hießen). Und mein BH in 70 G ist deswegen auch keine Ausführung für übergewichtige Omas! Es geht auch sexy ;)

Ich bin bekehrt worden!



Jetzt kommt mein Fazit und der Apell an alle Mädels und Frauen da draußen:


Bitte tut euch und eurem Körper einen Gefallen und lasst euch professionell beraten, egal wie klein, mittel oder groß eure Brüste sind. Ihr müsst sie ja 24/7 mit euch herumtragen und die falsche Tragevorrichtung kann euren Körper richtig ruinieren - von der Optik mal abgesehen. Ein guter BH in eurer wahren Größe kostet auch keine Unmengen an Geld, und bevor ihr mit zig 12,99€ BHs herumrennt die euch de facto NICHT passen (auch wenn ihr das denkt!), kauft euch 2-3 wirklich gute in eurer richtigen Größe (im Abverkauf ;) )!

Befreit euch von dem vorgegebenen Größendenken der Modewelt.
Traut euch, euch auch einzugestehen, dass euer Busen größer sein "darf" als D!
D ist nicht das Maximum an BH Größen, die gehen nämlich noch bis K (!!!) weiter!

Gertenschlanke Mädchen mit B oder C Körbchen sind nicht die Norm!


Ich denke, dass WIR in der Überzahl sind, die mehr auf den Hüften und am Oberkörper haben, als die im TV und den Zeitschriften! Wir müssen uns nur dessen bewusst werden! Und solange wir versuchen unsere Brüste in D Körbchen von der Modekette nebenan zu zwängen, wird auch die Nachfrage nach größeren BHs nicht steigen.

Ich würde gerne in "normale" Geschäfte oder Unterwäscheketten gehen können und sagen "Guten Tag, ich hätte bitte gerne was in 70 G!" - ohne dass der Verkäuferin die Kinnlade runterfällt.

Hier geht's zu der tollen Beratung: 

http://www.dessousavenue.com
oder
https://www.facebook.com/pages/Dessous-Avenue/135513126469623?fref=ts

Shrew you!
Erzblume.




Samstag, 4. Juli 2015

8) Ferien?! Who the fuck is Ferien?!

Wenn man also so wie ich das Pech hat, ein Kind von nicht neureichen Eltern zu sein, mit Alimenten und Taschengeld auskommen muss, steht man mit einem kargen Budget da.
Familienbeihilfe und Studienbeihilfe (wenn man sie überhaupt bekommt) sind zwar ganz nett, aber eher ein Tropfen auf dem heißen Stein. 
Und selbst wenn man sich als braver Student sehr viel Mühe gibt günstig und billig zu leben, hat man doch eine Menge an fixen Ausgaben.
Das Leben besteht nicht nur aus Miete und Essen.

Da wären insgesamt:

Wohnung: Miete, Strom, Gas+Wasser, TV+Internet, Haushaltsversicherung, Möbel,...
Uni: Lernutensilien wie Bücher, Mappen, Collegeblocks, Exkursionen, Ausflüge,… und Studiengebühren die zu meiner Studienzeit abwechselnd eingeführt und abgeschafft wurden
Alltag: Essen, Kleidung, Alltagsgegenstände, Medikamente, diverse Fahrkartenmöglichkeiten der Wiener Linien und ÖBB, Handyrechnung,...

Dann kann es durchaus auch passieren, dass man ein oder zwei Hobbies hat, wenn man ganz böse ist. 


Man kauft Bücher um sich privat weiterzubilden, oder Utensilien die man fürs Hobby braucht. Seien das Bastelmaterialien, Malsachen, oder Stoffe, Waffen und Rüstungen für unseren Mittelalterverein, den wir gegründet haben.
Uns wird nicht fad.

Es kommt auch vor, dass man nach einer Abend-Vorlesung noch etwas mit seinen Kollegen trinken gehen möchte. Außerdem hat ständig jemand Geburtstag und lädt in Lokale, Bars oder Pubs ein. Das Börserl schnauft.
Ich habe gelernt, an einem Pint Cider über eine Stunde lang zu nuckeln, nur damit ich mir nicht noch ein oder zwei bestellen muss. Der Genuss von warmem, ausgerauchtem Cider hält sich bekanntlich in Grenzen.

Konzertbesuche, Kino, Frisör, mit dem Zug zur Oma ins Waldviertel oder zu den Schwiegereltern nach Südtirol fahren,... was man halt in seiner Freizeit für normal erachtet hatte, stellt plötzlich finanzielle Barrikaden dar.

Oder Haustiere. Ich habe gesagt bekommen, Katzenbilder erhöhen die Beliebtheit eines Blogs, also bitte: 



Letzten Herbst musste meine Kitty am Knie operiert werden und meine über den Sommer hart ersparten 2000€ waren plötzlich weg. 
Was aber auch weniger schmerzhaft war, als dieser Anblick:



Was macht man also, um sein Budget irgendwie aufzubessern? Man nimmt jeden Gelegenheits-Job an, den man finden kann. Man arbeitet neben der Uni, und wenn man Ferien hat, arbeitet man noch viel mehr.
Man vergisst wann Ferien anfangen oder aufhören.

Unter dem Studienjahr arbeitet man und geht auf die Uni. In den Ferien arbeitet man und geht arbeiten.


Im Grunde kann man nicht gescheit studieren weil man nebenbei arbeiten muss, und man kann nicht gescheit arbeiten, weil man nebenbei studieren muss.


Fixanstellung, geregelte Arbeitszeiten, geregeltes Gehalt, Routine, Urlaubs- oder Weihnachtsgeld - alles Fremdwörter.
Man arbeitet, man kriegt das Geld, und man gibt es wieder aus.
Aber man lernt dazu, man lernt Leute kennen, und vielleicht erfährt man auch von unbekannten Talenten. 
Im schlimmsten Fall kann man nachher sagen: "Sowas mache ich nie wieder!"

Hier ein paar kleine Auszüge aus meinem Repertoire:

1) Nachhilfe geben.

Kann Spaß machen, wenn das Kind auch bereit ist, die Dinge aufzunehmen und zu lernen, die man ihm versucht beizubringen. Ich war eine Zeit lang Nachhilfelehrerin für einen zuckersüßen 13 jährigen türkischen Jungen, der fast nie ein Wort geredet hat. Ich musste sein Wissen also schriftlich und mit viel Kreativität aus ihm herauskitzeln, weil er offensichtlich zu schüchtern war mir zu sagen was er konnte, und wo er Probleme hatte. Wir erzielten einige Erfolge, und neben dem Lernen wurde ich von seiner Familie liebevoll mit türkischem Tee und Essen versorgt.
So gern ich den Bub und seine Familie hatte, sie konnten es sich leider nicht leisten mir für 2 Stunden Nachhilfe mehr als 15€ zu bezahlen. Irgendwann hat das leider nicht mehr meinen Aufwand und die Fahrt quer durch Wien entschädigt.

Ein anderes Beispiel ist ein von der Pubertät stark geprägter 13 Jähriger, dessen Lieblingswort "Penis" war. Diese Stunden waren zwar besser bezahlt, aber meine Nerven habe ich einige Male verloren, und die bekomme ich nicht wieder.

Eine wahrheitsgetreu wiedergegebene Szene:
Ich: Schau, hier ist eine Bildgeschichte. Erzähl mir, was du auf dem ersten Bild siehst.
Er: PENIS!
Ich (geduldig): Nein, ich sehe da keinen Penis. Was siehst du?
Er (kichert deppert): Du hast Penis gesagt, hihi!
Ich: Ja, der Penis ist das primäre männliche Geschlechtsorgan. Du hast auch einen. Sagst du mir jetzt bitte was da in der Bildgeschichte passiert?
Er lacht sich schlapp. Vermutlich weil ich in einem Satz sowohl Penis als auch Geschlechtsorgan gesagt habe.
Nach 10 min Diskussion haben wir endlich besprochen, was auf den Bildern der Bildgeschichte zu sehen ist, die er als Hausübung schreiben soll.
Ich: Na schau, geht doch. Jetzt musst du das einfach genau so aufschreiben, wie du es mir erzählt hast. Also, wie lautet der erste Satz?
Er grübelt und schreibt mit Füllfeder in sein Heft: Penis
Ich seufze und will ihm böse Dinge antun: Nein, nicht Penis. Nimm deinen Tintenkiller und lösch das weg, und dann schreib bitte den ersten Satz auf.
Er: Aber was war der erste Satz? Ich kann mich nicht erinnern!
Ich: Das, was auf dem ersten Bild ist. Du hast es mir doch gerade erzählt, also schreib es genau so auf, wie du es mir erzählt hast! Schau dir das Bild noch einmal an.
Er: Sag DUUU mir, was ich schreiben soll!!!
(...)

2) Aushilfe in einer Eventagentur

Das waren wirklich spannende Zeiten! Dort habe ich viele verschiedene Dinge gemacht und eine Menge Abwechslung erfahren.
Organisieren einer Messe in der Stadthalle:
Aussendungen an potenzielle Aussteller vorbereiten. Da gab es einen Stapel Flyer und einen Stapel Sticker, und auf jeden Flyer musste ein Sticker. Trotz dieser wenig intellektuellen Herausforderung hatten wir im Büro viel Spaß und haben uns gegenseitig unsere Lebensgeschichten erzählt.
Später musste jeder mit Sticker beklebte Flyer auch in ein Kuvert.
Dann mussten die Kuverts nach Postleitzahl sortiert und in Kisten gesteckt werden, damit die armen Menschen bei der Post nicht so viel Arbeit hatten.
Ein paar Wochen später habe ich bei allen potenziellen Ausstellern angerufen und nachgefragt, ob die Sendung ankam und ob Interesse an der Messe bestünde.
An den Tagen vor und nach der Messe habe ich beim Auf- und Abbau geholfen, während der Messe saß ich an der Ticket-Kassa, oder habe im Hintergrund die Goodie-Sackerl mit Goodies bestückt und ausgeteilt.

Zwischendurch habe ich bei diversen Abendveranstaltungen dieser Agentur auch Kassajobs gemacht. Vor allem bei 70er Jahre Clubbings, was immer recht witzig war. Und wenn der gröbste Besucheranstrom vorbei war, hatte ich sogar Zeit meine Hausübungen wie zum Beispiel Mittelbretonisch-Übersetzungen zu machen.

3.) Babysitten von Volkschülern

Diverse Bekannte von meinen Eltern haben sich immer wieder über meine Babysitting-Dienste gefreut. Und ich war immer auf dem Laufenden darüber, was 10 Jährige gerade total cool fanden. Ich konnte tiefschürfende Diskussionen über Pokemon führen, und habe mit ihnen bei Tee und Keksen "Das Haus Anubis" im Fernsehen angesehen. Ich war auf Spielplätzen das größte Kind und die verrückteste Begleitperson. Ich habe Bilder von Comicfiguren gezeichnet, die dann stolz in den Kinderzimmern an die Wand gepinnt wurden. Ich hab die Kiddies in ihre Betten gebracht und ihnen zum Einschlafen noch Geschichten über meine Meerschweinchen erzählt. Wenn sie brav geschlafen haben, habe ich Krimis im Fernsehen angeschaut und mich unglaublich erwachsen gefühlt.

4) Aushilfe in einem Privatspital

Das war immer die Zeit, in der ich sowohl intellektuell gefordert (manchmal auch überfordert) wurde, als auch ein gutes Gehalt bekommen habe. Leider immer nur für 3 Monate oder so.
Ich war Rezeptionistin für die Ärzte, die sich an bestimmten Tagen in freistehenden Ordinationen im Spital einmieteten. Habe Post ausgeteilt, Termine vereinbart, neue Patientendaten aufgenommen, und so weiter.
Ich war auch schon zweimal kurzfristig Stationssekretärin, wo ich plötzlich mit Null Ahnung vom Gesundheitswesen den ganzen Schwestern und Ärzten auf der Station eine Hilfe hätte sein sollen. Ist mir beim zweiten Mal besser gelungen als beim ersten Versuch. Aber wenn man nach manchen 5-Stunden Arbeitstagen im Spital zu Hause erst einmal 3 Stunden schlafen muss, weiß man, dass man was getan hat.

Man wird mit solchen Jobs zwar nicht reich an Geld, aber dafür reich an Erfahrungen. 

Am Ende des Monats wünscht man sich aber leider doch irgendwie mehr Geld als Erfahrung.


Besonders gute Freundinnen geben einem dann plötzlich den Rat:
"Weißt du, du solltest zu studieren aufhören und lieber arbeiten gehen. Weil du kannst nicht die ganze Zeit mit einem Minus am Konto leben und dich darauf ausreden, dass dein Vater keine Alimente zahlt. Studieren kannst du später immer noch."

Im Nachhinein betrachtet bin ich durchaus froh - und stolz - dass ich diesen Rat nicht befolgt habe. Irgendwie hat sich ja doch alles geregelt.

Seit 2011 bin ich nebenbei auch Nageldesignerin und habe dadurch einen ziemlich sicheren Job, eine Teilzeit-Anstellung, geregelte Arbeitszeiten und schöne Zuckerl wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld.

Jetzt haben wieder einmal die Ferien begonnen, und für mich sind es die ersten Ferien, die WIRKLICH KEINE mehr sind.

Es ist einfach nur SOMMER :D

Shrew you!


Erzblume.

Sonntag, 14. Juni 2015

7) Vatertags-Special!

"Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr!"


Ich möchte meinen heutigen Post dafür nutzen, ein ziemlich heikles Thema zu behandeln. Ich mache das aus mehreren Gründen:
  • zum einen wegen der therapeutischen Wirkung: Es tut mir gut, Dinge aufzuschreiben, die mich aufregen.
  • zum anderen möchte ich der Welt da draußen zeigen, mit welcher Art "Vorurteilen" man als StudentIn zu kämpfen hat. Noch schlimmer, wenn diese sogar aus der eigenen Familie kommen.
  • und weil ich weiß, dass ich nicht die Einzige bin, der es so ergeht. Aber man spricht anscheinend nicht öffentlich über so etwas. Studieren ist schon schwer genug, da braucht man nicht auch noch einzelne Leute in der Familie, die einem alles noch zusätzlich erschweren.

Dieser Post richtet sich an alle Alimente beziehenden StudentInnen und an alle Eltern, die sich vielleicht schwer tun sich in die Lage solcher zu versetzen.

Zu Beginn sei noch angemerkt, dass mir natürlich klar ist, dass nicht alle Väter dieser Welt geizige Egoisten sind, die ihre studierenden Kinder als finanzielle Belastung ansehen.
Mir ist auch klar, dass es (wie überall) durchaus Schmarotzer gibt, die nur alibihalber an der Uni inskribiert sind und sich statt in die Vorlesungen zu gehen, eine feine Zeit im Caféhaus machen.
Aber es gibt auch viele Kinder da draußen, die sich von ihren geschiedenen und unterhaltspflichtigen Elternteilen auf der Nase herumtanzen lassen. Sie nehmen das Bisschen was sie kriegen und empfinden es als zu viel Aufwand dagegen aufzubegehren. Vielleicht wollen sie die "gute" Beziehung nicht aufs Spiel setzen...

Heute fasse ich den Mut und verfasse eine Art Rechtfertigung meiner fast 8 Jahre Studium und versuche alle Dinge, die mir in den letzten Jahren von väterlicher Seite und dessen Anwälten vorgeworfen wurden zu diskutieren, begründen und erklären.
Jede Geschichte hat zwei Seiten. Hier werde ich meine Sicht der Dinge behandeln, das ist klar. 
Zum Glück hat sich aber auch die andere Seite dieser Geschichte die Mühe gemacht, ihre Sicht der Dinge schriftlich festzuhalten und mir per e-mail oder Post zukommen zu lassen. Auszüge davon werden hier gleich rücksichts- und schamlos veröffentlicht.

Wir schreiben den 28.01.2015


Wie bereits bekannt, hatte ich Anfang Dezember mit meiner Diplomarbeit begonnen und wusste, dass die Deadline der Abgabe Ende Februar ist. 2/3 meiner Arbeit waren also schon fertig und ich war guter Dinge, alles fristgerecht fertigstellen zu können. Mein Betreuer war zufrieden und ich kam zügig voran, dank völliger sozialer Deprivation.
Als diplomarbeitschreibendes nervliches Wrack erhielt ich also den finalen Brief:




Ja, ich bin volljährig. nein, ich bin immer noch nicht selbsterhaltungsfähig. Und zum Zeitpunkt des Verfassens und Erhaltens dieses Schreibens habe ich sogar schon mehr als 7 Jahre studiert! Und ja, die Mindeststudiendauer habe ich deutlich überschritten. 
Aber wieso eigentlich?

Nun, wie bereits erwähnt habe ich neben dem Studium gearbeitet. Das bedeutet, dass man an den Tagen in der Woche, an denen man Geld verdient, NICHT auf die Uni gehen kann. Wenn jetzt eine Lehrveranstaltung an seinen Arbeitstagen angeboten wird, hat man Pech gehabt und kann nicht hingehen, was bei Seminaren usw. mit Anwesenheitspflicht dann halt doch ein kleines Problem ist.
Manchmal passiert es auch, dass man mehr arbeitet als ausgemacht. Und ganz ehrlich, wenn man mich vor die Wahl stellt: Geld oder Uni, nehme ich das Geld. Mit meinen bereits vorgerechneten 700€ Budget im Monat bleibt am Ende von selbigem nichts über. Als StudentIn freut man sich tierisch über dumme 100€ mehr am Konto.

Der Spruch "Ich war jung und brauchte das Geld!" hat schon seine Berechtigung.


Wenn das Studium dann zusätzlich abgeschafft wird und sich einige der Lehrveranstaltungsleiter verständlicherweise ins Ausland vertschüssen, minimiert sich das Angebot zusätzlich. Wenn man schon fast alles für seinen Studienabschnitt fertig hat, und nur noch auf einige spezielle Vorlesungen warten muss, die nur alle heiligen Zeiten angeboten werden, kanns auch mal passieren, dass man auf diese ein paar Semester lang warten muss.

Gleiches gilt für Exkursionen. Uns wurden 20 Exkursionstage vorgeschrieben, davon mindestens 14 im Ausland. Das Angebot ist bei sowas immer geringer als die Nachfrage. Seltsamerweise kosten solche Exkursionen, vor allem wenn sie ins Ausland gehen auch Geld. Wo wir wieder beim Thema wären. Dann arbeitet man mehr, spart vor sich hin und wünscht sich den Rest zum Geburtstag oder zu Weihnachten... Während es für viele normale Menschen total selbstverständlich ist, im Sommer 2 Wochen auf Urlaub zu fahren, im Winter Schifahren zu gehen und zwischendurch das ein oder andere Wochenende in der Therme oder im Wellnesshotel zu verbringen, ist so etwas für mich ein exquisites und vor allem imaginäres Luxuserlebnis.
Exkursionen sind übrigens KEIN Urlaub, sondern eine besonders schöne Form von geballter Informationsaufnahme, durch die Gegend hetzen und Fotos und Notizen machen.

Ich bin also bereits selbsterhaltungsfähig...
Nein.


Weiter im Text. Ich hatte 8 Monate Zeit, mein Studium abzuschließen.
Entschuldigung, aber ich wusste nicht, dass mir mein Vater eine imaginäre Deadline zur Beendigung meines Studiums stellen kann, von der ich offensichtlich nichts weiß.
In besagten 8 Monaten habe ich nämlich ALLES daran gesetzt mein Studium abschließen zu können. Prüfungen gemacht, Noten eingeholt, bürokratische Labyrinthe durchschritten. Recherche betrieben und 2/3 meiner Diplomarbeit geschrieben.
Seit geraumer Zeit spreche ich von DER Deadline, dem 30.April 2015.
Mit DIESEM Datum gibt es mein Studium plötzlich nicht mehr, und ich muss sowieso bis dahin fertig sein, sonst hab ich Pech gehabt: kein Titel, kein abgeschlossenes Studium. Nach diesem Datum habe ich mich gerichtet und das auch oft genug artikuliert.
Wieso also dieser Stress? Verfluchte 3 Monate bevor sowieso alles beendet ist?

Wenn ich es bis zum 30. April 2015 nicht geschafft hätte mein Studium abzuschließen, hätte solch ein Brief durchaus Sinn gemacht. Dann hätte er zetern können und vermutlich auch Recht gehabt. Dann wäre ich eindeutig eine Schmarotzerin und erfolglose Bummelstudentin gewesen.
Aber ich habe am 27. Februar meine Diplomarbeit abgegeben und am 14. April mein Studium mit Auszeichnung abgeschlossen.
VOR der Deadline.
10 Wochen nach Erhalt des Briefes. Wieso also wegen 10 Wochen einen Aufstand machen, wenn man bereits seit 10 Jahren vergebens versucht seine Unterhaltspflicht loszuwerden?




Jetzt habe ich Luxusgöre auch noch eine eigene Wohnung. Und einen Lebensgefährten. 
Lieber Vater, wie du uns selbst in den letzten Jahren äußerst anschaulich vorgelebt hast, macht ein Lebensgefährte (oder in deinem Fall eine Lebensgefährtin) die Sache mit den Finanzen deutlich einfacher.
Geteiltes Leid ist halbes Leid, vor allem wenn es um Miete und Betriebskosten geht.

Zusätzlich ist da auch noch das andere L-Wort, nämlich die Liebe. Und ja, ich liebe meinen Lebensgefährten über alle Maße, liebe das Zusammenleben mit ihm und unseren Katzen, und unsere gemeinsamen Interessen. Die Sache mit dem Geld ist da ein angenehmer Nebeneffekt und nicht der primäre Grund für meine Beziehung mit ihm. 
Könnte einem auch zu Denken geben…

Ich weiß zwar nicht was "standesgemäße Lebensbedürfnisse" sind, aber diese sind mit meiner 70m2 Gemeindewohnung (danke, liebe Urli für die "Übergabe"!), die uns im Monat 430€ Miete und mit allen Nebenkosten insgesamt knapp 600€ kostet vermutlich gedeckt.
Ich rechne das jetzt mal waghalsig vor: 

600€ / 2 = 300€


Wir legen also einen äußerst verwerflichen, verschwenderischen Standard an den Tag. 300€ pro Person für die Wohnung im Monat = Luxus!
Zusätzlich verwöhnen wir uns mit einem satten Einkaufsbudget von insgesamt 200€ im Monat. Damit kaufen wir alle Lebens-, Haushalts- und Putzmittel. Und Katzenfutter.
Ich will ja nix sagen, aber es soll Leute geben, die dieses Budget in einem einzigen Einkauf für ein einziges Wochenende rauspfeffern.
Wir gehen nicht Essen. Nicht Frühstücken oder Brunchen, keine romantische Pizzeria am Freitagabend. Wenn es doch passieren sollte, dass man uns einmal bei so etwas ertappt, ist das eine zu begrüßende Ausnahme.
Fazit: In einem Studentenheim würde mich ein Doppelzimmer auch nicht billiger kommen.



Zum mangelnden Studienerfolg: kein Kommentar.
Nur ein Diagramm mit meinen Noten des gesamten Studiums. 



Nicht im Diagramm eingerechnet: der 1er auf die Diplomarbeit und die zwei 1er auf die beiden Diplomprüfungsfragen.
Der einzige 5er hier war meine erste Latein-Ergänzungsprüfung, die ich wiederholt und dann mit einem 3er abgeschlossen habe.



Ganz ehrlich, als ich diesen Satz gelesen habe, stiegen mir Tränen der Wut in die Augen und ich wusste nicht, ob ich lachen oder schreien sollte. Knoten im Hals.
Ich weiß zwar nicht, in welchem Paralleluniversum ein frisch renoviertes und ausgebautes Bauernhaus mit Garten und Pool als einfache Lebensverhältnisse gelten, aber wenn du mir auf meine nicht renovierte Gemeindewohnung neidisch bist, können wir gerne tauschen. 
Mein Waschbecken ist halt noch aus den 60er Jahren und hat ein paar Risse, vielleicht nimmst du dir lieber dein Milchglas-Waschbecken von daheim mit, das man nach dem Händewaschen mit Kleenex-Tüchern auswischen muss, um Kalkflecken zu vermeiden.

In einem kurzen Wortwechsel per e-mail seitens meines Anwalts mit seinem Anwalt, in dem die "einfachen" Lebensverhältnisse in Frage gestellt wurden, kam die Antwort: 
"Mein Mandant besitzt nicht einmal ein eigenes Kfz."

Ich will hier nur anmerken, dass ich mit 27 noch nicht einmal einen FÜHRERSCHEIN habe. Vom Kfz ganz abgesehen.
Und dass seine Lebensgefährtin durchaus ein hübsches Auto hat, mit dem beide brav durch die Gegend fahren können, wird natürlich auch nicht erwähnt.

Also wenn die Lebensverhältnisse des Antragstellers als einfach einzustufen sind, wie sind dann meine einzustufen? 

EINFACHERERERER.




Durchs Arbeiten verzögert sich das Studium. Wenn man nicht mehr in Mindeststudienzeit ist, wird einem die Familienbeihilfe gestrichen. Wenn man das Glück hatte auch noch Studienbeihilfe zu bekommen, ist diese auch weg. Dann fehlt einem Geld - was macht man da?
RICHTIG: mehr arbeiten.
Was für ein schöner Teufelskreis.
Als ich übrigens den ersten Studienabschnitt fertig hatte und mit dem zweiten wieder in Mindeststudienzeit war und somit wieder Berechtigung auf Familienbeihilfe hatte, war ich bereits 24. Leute über 24 bekommen sowieso nix mehr.
Ich habe dem Staat also beim Sparen geholfen, ich braves Mädchen.




Ich habe offenbar zu viel gearbeitet. Warum eigentlich? 
Ach, da war ja was. Fehlende Alimente und so. Und wenn sie dann kommen, reichen sie trotzdem nicht aus, um irgendwas damit anfangen zu können.
Der selbe Mensch, der mich dazu veranlasst hat neben dem Studium arbeiten zu gehen weil er nicht zahlen konnte, hat gleichzeitig immer versucht seiner Alimentationspflicht zu entkommen wenn er wusste dass ich arbeite. Und der hält mir jetzt vor, dass ich zu viel gearbeitet habe und deswegen zu lange studiert habe.

Ich bin offenbar auch anderen Dingen nachgegangen. Ja, man nennt sie auch Hobbies. Und ich nehme mir die Frechheit heraus, solche zu haben. Allerdings haben Hobbies und Studium eher von einander profitiert als sich gegenseitig aufgehalten.

Weil mir zuzumuten war eine Vollzeit-Arbeitsstelle anzutreten, bin ich selbsterhaltungsfähig… Da bleibt mir ja die Spucke weg.
Mir wäre vielleicht auch zuzumuten gewesen mich zu prostituieren, drogenabhängig zu werden, oder eine Alkoholikerin. Oder zu heiraten und Kinder zu kriegen. Man könnte mir auch zumuten eine Undercover FBI-Agentin zu sein…
Soll ich jezt auch Dinge aufzählen, die ich ihm zumuten könnte?
Na, war mir auch zuzumuten, dass ich solche Blogeinträge schreibe und meine Wut in die Welt hinaus kotze…?
ZUMUTEN bedeutet GARNICHTS!

Ich will hier eines klarstellen:
Wenn ich schneller studieren hätte können, hätte ich es getan. Wenn ich früher fertig werden hätte können, hätte ich das sehr begrüßt. Wenn ich bereits einen Vollzeit-Job hätte, mit dem ich ein dafür durchschnittliches Gehalt bekommen würde, bräuchte ich diesen Beitrag nicht zu verfassen.
Ich bin nicht die letzten acht Jahre herumgesessen und habe mir ins Fäustchen gelacht, weil ich meinen Vater ausnehmen konnte. Wie gesagt, mit 300€ oder 400€ wird man nicht reich und ist keine verwöhnte Göre, die sich Marken-Handtäschchen und Schühchen kaufen kann.
Ich habe es nicht lustig gefunden, mit so wenig auskommen zu müssen, und wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte meinen Vater, meine Mutter und meinen Stiefvater von ihrer finanziellen Last zu befreien, hätte ich das auch getan. Ich habe nicht nur einmal darüber nachgedacht alles hinzuwerfen und abzubrechen.

Man verscheißt nicht zum Spaß acht Jahre auf der Uni, einfach weil man ein bösartiges Kind ist.


Ich hätte bei Gott in den letzten acht Jahren weitaus andere Dinge tun können, aber ich habe mich für das Studieren entschieden.
Ich wollte ein Teil der (manchmal mehr und manchmal weniger) intellektuellen Akademikerschicht sein, weil meine Eltern sich ihr Leben lang dafür abgerackert haben, mir ein Studium zu ermöglichen, weil es ihnen selbst versagt war. Ich wollte es mir selber und allen beweisen. Ich wollte, dass man stolz auf mich ist, dass mein Erfolg auch der Erfolg der ganzen Familie ist.

Diese Wünsche wurden durch folgende Aussage auf den ersten Blick erfüllt: 
"Ich liebe dich, und ich bin so stolz auf dich, dass du Keltologie studierst! Wir haben ja keltische Vorfahren und es ist schön, dass du den väterlichen Weg gehst."
Als mir das Ende 2013 so vorgetragen wurde, verfiel ich primär in eine spontane Schockstarre und konnte gar nicht reagieren.

Heute möchte ich dazu gerne folgendes sagen: "Ich liebe dich, und ich bin so stolz auf dich."- kann ich nicht mehr ernst oder gar annehmen. 
Klingt falsch. 
Ist falsch. 
Oder wie erklären sich sonst so stilvolle Briefe per Anwalt, 3 Monate vor erfolgreichem Studienabschluss, auf den man als Vater ja eigentlich stolz sein sollte?
Unsere keltischen Vorfahren entlocken mir höchstens ein verzweifeltes Seufzen und Stirnrunzeln.
Und der väterliche Weg... ich gehe ja viele Wege, aber ganz sicher nicht "den väterlichen". Ich weiß zwar nicht, aus welcher Wahnvorstellung heraus solch eine Ansicht entspringt, aber ich fühle das dringende Bedürfnis mich zu übergeben.

Ich gehe MEINEN Weg, herzlichen Dank.


Auf MEINEM Weg habe ich auch sehr viel Unterstützung erfahren, emotional und materiell gleichermaßen. Menschen die ich liebe, und die mich lieben haben mich begleitet und tun das immer noch. Gemeinsam räumen wir Steine aus dem Weg und bringen einander weiter.
Vom väterlichen Weg wurden höchstens Steine auf meinen Weg geschmissen. 
Danke dafür, hat mich auch stärker gemacht.
Aber egal ob keltische Vorfahren oder nicht (NICHT.), mein Vater braucht keinen auch nur irgendwie gearteten Stolz für meine Verdienste entwickeln, oder meine Erfolge auf seine bedingungslose (?!) Unterstützung zurückführen. Sein Beitrag für mein erfolgreiches Studium waren 300€ im Monat, und nicht einmal die hat er mir freiwillig oder gar als selbstverständlich überwiesen.

Wie viel Zeit, Liebe, Unterstützung, Nerven und Geld meine Mutter und mein Stiefvater, und alle anderen Familienmitglieder mir in den letzten Jahren entgegen gebracht haben, kann man weder in Worte noch in Zahlen fassen.

DANKE euch allen, ICH LIEBE EUCH!


Wie heißt es so schön: "Von nix kommt nix."
Und: "Gut Ding braucht Weile."
Ich bin jetzt eine Magistra. Hat ein bisschen länger gedauert als geplant.
Hätte aber auch beschissener laufen können.

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Erzblume.

Dienstag, 9. Juni 2015

6) Die Sache mit den Alimenten

Beim Verfassen meines Vatertags-Specials bin ich zu dem Schluss gekommen, dass der Beitrag viel zu lange werden würde, und ich die Vorgeschichte separat erzählen sollte, bevor ich ins Detail gehe und das letzte Schreiben meines Vaters und dessen Anwalt auseinander nehme.


Wie bereits erwähnt, ist das finanzielle Thema bei mir schon seit meinem Jahr in Tirol (06/07) aktuell (nachzulesen in "Was tut man als Versagerin?").
Die "Kurz"zusammenfassung der weiteren Geschehnisse sieht so aus:

- Vater erklärt, seine Selbstständigkeit verläuft nicht gut und erbittet einige Monate weniger zahlen zu dürfen, bis er finanziell wieder auf die Beine kommt. Mutter willigt aus Mitleid ein. Zwei Wochen später fährt Vater mit neuer Freundin für 4 Wochen auf Urlaub nach Kroatien und bittet die Tante, ihm währenddessen die Blumen zu gießen. Der Geduldsfaden der Mutter reißt.

- Alimente sollen vom Vater gerichtlich gepfändet werden.

- 2007: Vater bittet um Neuberechnung und Verringerung der Alimente. Seine Finanzen werden geprüft und das Gericht teilt mit: "Sie haben in den letzten 3 Jahren so gut verdient, dass sie eigentlich pro Kind 600€ statt ihren fixen 400€ Alimente bezahlen hätten müssen. Theoretisch hätten Sie jetzt einen Haufen Schulden, den man von ihnen verlangen könnte."

- Vater will, dass Tochter zusätzlich arbeiten geht und möchte ihr diverse Jobs andrehen, bei denen er natürlich die Übersicht über ihre Arbeitsfortschritte und finanzielle Lage behält.

- Sie macht aber andere Dinge: Nachhilfe, "Baby"sitten von 8-12jährigen Kindern, diverse Aushilfsjobs auf Honorarnoten, Kassatätigkeiten bei Abendveranstaltungen, Aushilfe in einem kleinen Papiergeschäft, Aushilfe im administrativen Bereich eines Krankenhauses, etc. Diese Jobs wechseln sich meistens in einem 3-Monats-Zyklus ab und bringen monatlich vielleicht glorreiche 300€ ein.

- Jedes Mal, wenn Vater davon Wind bekommt, trudelt ein Brief von seinem Anwalt ein, mit folgendem, sinngemäß wiedergegebenem Inhalt:
"Aha, die Tochter arbeitet! Da verdient sie bestimmt viel Geld! Wieso muss denn da der Vater immer noch Alimente zahlen? Die Tochter soll bitte ihre Lohnzettel einreichen, damit dem Vater die Alimente um den Betrag ihres Verdienstes gekürzt werden können!"
(Soweit kam es zum Glück nie, da es Verdienstgrenzen gibt, die rechtlich fixiert sind, und ich habe diese nicht einmal annähernd erreicht.)

- 2008: Vater beschließt in Privatkonkurs zu gehen, da er zu viele Schulden hat (ich möchte hier anmerken, dass die Alimente für mich und meinen Bruder darin eine verschwindend geringe Menge betrugen. Aber wenn Mann mit der Einstellung durchs Leben geht: "Solange die Bank Geld hat, habe ich auch Geld!", ist solch eine Maßnahme irgendwann wohl unausweichlich.)

- Das Konkursverfahren dauert ewig (über 1 Jahr). In dieser Zeit bekommt Tochter kein Geld, weil Alimente und Schuldenrückzahlung in der Konkursmasse erst berechnet, genehmigt, etc. werden müssen. (Ich habe davon keine Ahnung, aber Fakt ist: ich bekam NULL €, egal aus welchen Gründen. Vaters Meinung dazu: "Dein Anwalt und deine Mutter bereichern sich!") Zusätzlich nützt Vater jede Chance das Verfahren zu verzögern. Z.B. bittet er seine besten Freunde darum, bei Gericht anzugeben, er hätte auch geringfügige Schulden bei ihnen, damit alles neu berechnet werden muss.

- 2009: Während Tochter ohne Geld dasteht (abgesehen von kleinen Verdiensten in unterbezahlten Studenten-Gelegenheitsjobs), arbeitet Mutter in 3 verschiedenen Jobs Überstunden. Wenn Tochter mit 1000€ im Minus ist (max. Überziehungsrahmen des Kontos), überweist Mutter ihre schwerverdienten 1000€ ans Kind, damit das Konto wieder auf 0€ steht.

- 2010: Als das Konkursverfahren endlich durch ist (nicht zu vergessen die psychologische Kriegsführung von väterlicher Seite: Tochter soll von allen Forderungen zurücktreten, Suizid-Drohungen und so weiter. Tochter bricht den ohnehin geringen Kontakt endgültig ab.) werden ihr 300€ Alimente zugesprochen und vom Sachwalter brav pünktlich am Monatsbeginn überwiesen. Positive Überraschung: man bekommt auch doppelte Alimente, wenn der Vater doppeltes Gehalt bekommt! Also Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Das war all die Jahre zuvor nie der Fall.

-2011: Tochter erlernt Nageldesign und arbeitet geringfügig 1-2 Tage in einem Nagelstudio, um sich ihr Leben leisten zu können. Mit 300€ Alimenten hüpft man nicht weit. Mit zusätzlichen Verdiensten im Nagelstudio und weiterhin Nachhilfe- und Babysitterjobs kommt das studentische Monatsbudget also insgesamt auf höchstens 700€. Da alles gerichtlich geregelt ist, wird es still um die Vater-Alimente-Sache.

- Ende 2013: Tochter beschließt, es mit dem Kontakt zum Vater wieder zu versuchen. Man will ja nicht nachtragend sein. Kaum hat man sich 2x zum Essen getroffen, hat Vater eine glorreiche Idee: Bruder arbeitet brav als Grafiker und ist selbsterhaltungsfähig. Vater hat gerade eine Gehaltserhöhung bekommen. Wenn man jetzt bei Gericht angibt, dass die Alimente für den Bruder wegfallen sollen, könnte man der Tochter die Alimente erhöhen! Work in progress...

- April 2014: Tochter erklärt Vater, dass diese Idee zwar ganz nett ist, aber sie nicht unbedingt MEHR Geld benötigt. Viel wichtiger ist die Gewissheit über Höhe und Pünktlichkeit der Überweisungen. Vater will das aber durchziehen, mit der Voraussetzung, dass die Tochter nachweist, dass sie ihrem Studium zielstrebig nachgeht. Zeugnisse werden eingereicht, die Erhöhung der Alimente auf 470€ bewilligt. Große Freude. Gleichzeitig wird aber der Antrag auf Selbsterhaltungsfähigkeit des Bruders aufgrund von "falscher" Einreichung des Vaters vom Gericht abgewiesen. Vater sauer. Tochter zieht sich zurück und lässt das mit dem Kontakt wieder bleiben.

- November 2014: Vater wird arbeitslos. Alimente können also nicht mehr vom Gehalt der Firma abgezogen und überwiesen werden, sondern werden vom Arbeitslosengeld exekutiert. Dafür muss man einen neuen Antrag stellen. Dieser Antrag wird vom Vater als persönlicher Angriff aufgefasst. Gleichzeitig wird versucht zu klären, wieso die bewilligte Alimentenerhöhung auf 470€ nie stattgefunden hat und Tochter weiterhin nur 300€ bekommen hat.

- Dezember 2014: Tochter beginnt ihre Diplomarbeit zu schreiben. Damit muss sie bis Ende Februar 2015 fertig sein, damit sich Benotung und Diplomprüfung inklusive zugehöriger Bürokratie und Wartezeiten noch bis 30. April 2015 (Studium der Keltologie Wien läuft ENDGÜLTIG aus) ausgeht. Vater weiß davon, weil Bruder und andere Familienmitglieder ihn durchaus am Laufenden halten, was die Tätigkeiten seiner Tochter angeht.

- Tochter fiebert dem Ende des Studiums entgegen. Sobald sie ihr Zeugnis bekommt, möchte sie auch von Alimenten und Vater nichts mehr hören und sehen. Sie möchte ab Mai eigentlich von allen Forderungen zurücktreten und ihre Ruhe haben, auch wenn sie dann de facto noch NICHT selbsterhaltungsfähig sein wird. Hauptsache es hat ein Ende. Und es sind nur noch wenige Monate...

- 28. Jänner 2015: Tochter ist mit Diplomarbeit schon zu ⅔ fertig. Vater hat einen neuen Anwalt und rebelliert gegen die erneute Exekution seines (Arbeitslosen-)Gehalts. Anwalt und Vater verfassen ein delikates Schriftstück, das per e-mail an Tochter und deren Anwalt geschickt wird.

Auszüge daraus werden im nächsten Beitrag ausführlich behandelt!



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